Episode 64: Überflüssiges (Wasser) (Juni 2007)
In einem globalen (Wasser-)Kreislauf kann es (Wasser-)Überfluss sowieso
nur im übertragenen Sinne geben – abgesehen vom kurzfristigen lokalen
Zuviel, wie es sporadisch beim Ertrinken [vgl. Episode
60] oder beim Sintfluten [vgl. Episode
59] auftritt. Insofern macht es nur Sinn, Überflüssiges in
Redewendungen zu thematisieren, um Unsinnigkeit zu illustrieren:
Regelrecht etwas Überflüssiges erzeugt, wer Wasser ins Meer, in
den Brunnen, in den Bach, in den Fluss schüttet oder
trägt. Da diese Tätigkeit ähnlich sinnvoll ist, wie das
Einschleppen von Eulen in die Griechen-Kapitale oder das Mitbringen von
Holz in den Wald [vgl. Episode 3], meint auch diese Redewendung, die in
der Provinz, etwa bei den dörflichen Anliegern von Donau (Lauingen), Rhein
(Köln) und Elbe (Hamburg), zugleich oder bloß mit dem jeweiligen
Flussnamen bekannt ist, etwas offensichtlich Aussichtsloses tun, was
Vergebliches anstellen.
Die Brunnenvariante „schüttet Wasser in eyn Brunn“ wurde bereits
vom Narrenliteraten Sebastian Brant (1457/58-1521) spöttisch im
legendären deutschsprachigen „Narrenschiff“ (1494) angeführt, inklusive
eines die sinnvolle Tat illustrierenden Holzschnitts.
Die Rhein-Version ist beim Brant-Kollegen, Moralisten und
Spiegelvorhalter Thomas Murner (1475-1537) zu finden, der in
„Schelmenzunft“ (1512) die gerade angebrochene Neuzeit bereits monierte: „Die
iunge Welt ist so verkert, mich dunckt, wer sy ietzt Boßheit lert, der
dreit das Wasser in den Ryn. …
…
…
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(Kindle-Ausgabe)
Versionsgeschichte:
Erstveröffentlichung im GAllI-Allgemeinbildungsmagazin Nr. 66 / Juni 2007,
S. 24 ff.
Durchgesehene, von Illustrationen und Fußnoten befreite E-Book-Fassung vom
17.02.2013 (cboth0607ep64v1).