Episode 63: Schön dünn (März 2007)
Dies wird keine Anleitung, Adipositas loszuwerden. Wer sich von (der
Gottheit) der Verfettung befreien möchte, sich wortwörtlich dünne
machen will, der sollte einfach nach dem bekannten Rezept operieren:
Weniger fressen, mehr bewegen!, dann klappt’s auch mit dem Strich
in der Landschaft [siehe Episode 41]. Dabei muss wirklich niemand spindeldürr
sein – außer Kindfrau will Topmodel werden, dann ist unbedingte
Karrierevoraussetzung, dünn wie eine Spindel zu sein und dumm
wie Bohnenstroh. Zur Belohnung darf das magere Frischfleisch –
solange es mager und frisch ist – aufgedonnert [siehe Episode
58] wie eine Kreuzung aus Pfingstochse und Palmesel [vgl. Episode
57] auf dem Steg vor den Beschauern rumstöckelt. Aus dieser
Dünn-doof-Kombination scheint die Idee entsprungen zu sein, eine hagere,
hochgewachsene Person abwertend als Bohnenstange zu bezeichnen;
die nuttigen Stöckelschuhe verstärken dabei noch den Eindruck, dass die
knochige Vorführdame lang/groß/dünn wie eine
Bohnenstange ist.
Die nützliche Stange stützt in der botanischen Praxis emporrankende
Hülsenfrüchtler und Schmetterlingsblütler. Insbesondere die kletternde
Varietät der giftigen Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) mit ihrem windenden
Stängel wird an (Bohnen-)Stangen gezogen und vermutlich deshalb
Stangenbohne genannt.
Seit wann genau lange Bohnenstangen sprachlich alternativ verwendet
werden, liegt im Dunkeln. Da die Spanier erst im 16. …
…
…
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(Kindle-Ausgabe)
Versionsgeschichte:
Erstveröffentlichung im GAllI-Allgemeinbildungsmagazin Nr. 65 / März 2007,
S. 37 ff.
Durchgesehene, von Fußnoten befreite E-Book-Fassung vom 19.02.2013 (cboth0307ep63v0).