Episode 25: Jobs von Bären
Mit der Haut von Bären und den Faulenzerbedürfnissen der alten Germanen
hatten wir uns schon früher beschäftigt [siehe Episode 13]. Diesmal ist
der Bär los. Dieser in der sogenannten Spaßgesellschaft beliebte
Ausspruch, der meist für Ereignisse der Kategorie „Mega-Event“ (bzw. für
solche Geselligkeiten, die vom entsandten Kamerateam dazu erhoben werden)
verwendet wird, steht für eine große
Veranstaltung/Party/Menschenansammlung und/oder eine hervorragende
Stimmung, eben für ein großartiges Happening, bei dem man eine Menge
erleben kann (Da muss man/frau einfach dabei sein/gewesen sein!). Oft sagt
man auch: Hier/da/dort geht der Bär ab! Und in manch extremen
Fällen tanzt das Pelztier sogar noch: Hier/da/dort steppt der Bär!
Alle diese Bezeichnungen gehen auf eine große Tierquälerei zurück: das
Halten von sogenannten Tanzbären. Diese werden auch heute noch in
bestimmten Ländern der grölenden Menge zur Belustigung auf Jahrmärkten
oder im Zirkus vorgeführt. Hierbei müssen die Tiere Kunststückchen und
Tänzchen vollführen, die Bären in freier Wildbahn niemals in den Sinn
kommen würden. Und das nur, weil ihnen ihre feigen Halter die
empfindlichen Nasen durchbohrt haben, um sie mit einem Nasenring an einer
Stange gezielt steuern zu können. Leider hat sich diese Misshandlung als
Betitelung einer gut besuchten, „lustigen“ und „unterhaltsamen“
Veranstaltung durchgesetzt, da einige genügsame Menschen einen Bären, der
„los ist“ und „abgeht“, und der dann vielleicht auch noch „steppt“, mit
toller Unterhaltung gleichgesetzt haben bzw. dies in unterentwickelten
Regionen selbst heute noch tun.
Es kann auch sein, dass sich einfache Gemüter durch solcherlei
Inszenierungen einen Bären aufbinden lassen, indem sie den
Beteuerungen der Eigner Glauben schenken, die Bären vollführten die
Kunststücke „freiwillig“, aus reinem „Spieltrieb“, sie machten das einfach
„gerne“.
Die Wendung beschreibt, dass jemandem etwas vorgemacht wird, dass jemandem
etwas Unwahres vorgelogen wird, oft mit heimlicher Freude darüber, dass
das naive Opfer diese dicken Lügen auch noch glaubt.
Ihre Herkunft ist – wie so oft bei Redewendungen – nicht völlig geklärt;
es gibt aber – wie so oft bei Ungeklärtem – viele Theorien und
Mutmaßungen:
Ein recht leicht verdaulicher Ansatz geht einfach davon aus, dass diese
Wendung wohl deswegen einen Bären zum Thema hat, weil es unmöglich
erscheint, einer Person einen Bären aufzubinden (früher war in der Wendung
auch vom „Anbinden“ die Rede), ohne dass diese dieses bemerken würde.
Somit stehe der angebundene Bär für eine große Last, hier in Form einer
Unwahrheit, die – eigentlich – jedermann, und sogar jedefrau, bemerken
müsste. …
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Episode 26: Buchstaben
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Episode 27: Die Waffe des Sandmännchens
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Episode 28: Wölfe aller Art
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Versionsgeschichte:
Erstveröffentlichungen im GAllI-Allgemeinbildungsmagazin Nr.
27 / Juli 2001, S. 38 ff., Nr. 28 / August 2001, S. 47 ff., Nr. 29 /
Oktober 2001, S. 13 ff. und Nr. 30 / Dezember 2001, S. 42 ff.
Verbesserte E-Book-Fassung vom 22.11.2015 (cboth01ep25-28v0).